Ein Keimtest hilft, Parodontitis gezielt zu behandeln

keimtest-parodontoseParodontitis kommt hierzulande häufiger vor als man vermuten könnte. Von der Zahnbett-Infektion sind Menschen aller Altersstufen betroffen. Wird die anfangs Schmerz und symptomfreie Entzündung nicht rechtzeitig behandelt, drohen Zahnverlust und noch gravierendere Folgeerkrankungen.

Gelangen die verursachenden Bakterien vom Gewebe des Zahnhalteapparats aus in den Blutkreislauf, können sie das Schlaganfall-Risiko um 300% und das Herzinfarkt-Risiko um 25% erhöhen. Auch die Wahrscheinlichkeit, danach an rheumatischer Arthritis, Diabetes mellitus und Atemwegsentzündungen zu erkranken oder eine Frühgeburt zu erleiden, ist laut Einschätzung von Gesundheitsexperten deutlich größer.

Was ist eine Parodontitis und wie entsteht sie?

Eine Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung des Zahnbetts, also der Knochen und des Bindegewebes, die den Zahn im Kiefer verankern. Zum Verlust von Zähnen führt sie dann, wenn sie sich über den gesamten Kiefer ausbreitet.

Verursacher der Zahnbett-Entzündung sind besonders aggressive Erreger, die von den Ausscheidungen der ebenfalls in der Mundhöhle vorkommenden ungefährlichen Bakterien leben. Sie finden vor allem auf den Zahnbelägen ideale Lebensbedingungen vor und vermehren sich dementsprechend rasch.

Begünstigt wird die Ausbreitung der bakteriellen Infektion durch ungesunde Ernährungsweise, ungenügende Hygiene der Zähne, Rauchen, zu viel Stress, Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und ein ohnehin angegriffenes Immunsystem.

Die aggressiven Erreger besiedeln die Zahnbeläge nahe des schmalen Spalts zwischen Zahnfleisch-Rand und Zahn und zersetzen mit ihren Ausscheidungen (Giftstoffe, Säuren) das die Zähne umgebende Knochen und Weichgewebe des Zahnhalteapparats.

Es kommt zur Zahnfleischentzündung (Gingivitis) mit der Bildung tiefer Zahnfleischtaschen, gerötetem geschwollenen Zahnfleisch, Zahnfleischblutungen und einer Ablösung des Zahnfleischs vom Zahn. Befindet sich die Entzündung schon im Zahnbett, kommt es zu freiliegenden Zahnhälsen und Zahnausfall.

Was ist ein Keimtest und warum wird er gemacht?

Ein Keimtest ist ein schmerzfreier Test, der im Rahmen einer Parodontalbehandlung durchgeführt wird. Er verrät, welche Arten von Bakterien in welcher Anzahl den Zahnfleisch-Rand besiedeln und identifiziert die Erreger sogar schon in frühen Krankheitsstadien.

Die besonders aggressiven Zweitbesiedler werden gesondert gekennzeichnet. Der Zahnarzt entnimmt mithilfe einer Papierspitze Proben aus bestimmten verdächtigen Zahnfleischtaschen und sendet sie zur Analyse an das Labor.

Die meisten der in der Labor Analyse aufgeführten Bakterien sind harmlos. Auch die bestimmte Stoffwechsel-Gifte ausscheidenden Erreger können von einem gut funktionierenden Immunsystem angemessen in Schach gehalten werden. Die besonders aggressiven Keime jedoch müssen mit einer gezielten Antibiotika Behandlung abgetötet werden.

Sie können nämlich die gesunde bakterielle Flora der Mundhöhle mit überwiegend gram-positiven, fakultativ anaeroben Erregern durch eine überwiegend gram-negative anaerobe ersetzen, wie sie für die Zahnbett-Entzündung typisch ist.

Wird der Keimtest während der Parodontitis-Behandlung gemacht, dient er dazu herauszufinden, inwieweit die bisherige medikamentöse Therapie bereits erfolgreich war. Auch eventuelle Rückfälle lassen sich anhand des in verschiedenen Verfahren durchgeführten Keimtests nachweisen.

Die Kosten für den wichtigen Bakterien-Test sind vom Patienten selbst zu tragen. Privat Versicherte sollten sich zuvor bei ihrem Krankenversicherer nach einer eventuellen Kosten-Übernahme erkundigen.

Wie behandelt man eine Parodontitis?

Ziel der Parodontalbehandlung ist es, den durch die Parodontitis geschädigten Zahnhalteapparat und die Zähne zu erhalten. Daher behandelt der Zahnarzt die Symptome der Erkrankung und beseitigt zeitgleich die Krankheitsursachen. In leichteren Fällen reicht meist eine gründliche Beseitigung von Zahnstein und Zahnbelägen aus, die noch zusätzlich vom Patienten durch eine verbesserte Mundhygiene unterstützt wird.

Eine schon fortgeschrittene Parodontitis, die an größeren Zahnfleischtaschen und deutlich sichtbaren Zahnhälsen erkennbar ist, muss anders behandelt werden. Zuerst untersucht der Zahnmediziner Zahnfleisch und Zähne und führt eine kleine Sonde in die Zahnfleischtasche ein. So kann er feststellen, wie weit die Entzündung schon fortgeschritten ist.

Dann überprüft er anhand einer Röntgenaufnahme, ob die Zähne noch richtig im Kieferknochen verankert sind. Danach säubert er die Zahnfleischtaschen mithilfe der Kürettage. Die Behandlung wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Dabei werden die weichen und harten Zahnbeläge manuell mit Küretten oder Scalern oder mithilfe von Ultraschall abgeschabt.

Sind die Zahnfleischtaschen bereits sehr tief oder besteht die Parodontitis trotz zuvor durchgeführter Kürettage weiter, öffnet der Zahnarzt das Zahnfleisch an bestimmten verdächtigen Stellen und löst es chirurgisch vom Zahn. So können sogar tiefer sitzende bakterielle Beläge abgetragen und krankes Gewebe herausgetrennt werden.

Neuere Methoden der Parodontologie bestehen darin, bakterienabtötende Mittel auf den Zahn aufzutragen und sie lichtaktiviert einwirken zu lassen oder Laser mit einer bestimmten Wellenlänge zur Parodontitis-Therapie einzusetzen.

Parodontitis Prophylaxe

Damit es erst gar nicht zu den schwerwiegenden Beeinträchtigungen kommt, sollte der Patient schon rechtzeitig Maßnahmen der Parodontitis Prophylaxe ergreifen. Er reinigt seine Zähne gründlicher und verwendet noch zusätzlich Zahnseide und Zahnzwischenraum-Bürstchen, um die gefährdeten Zahnzwischenräume von schädlicher Plaque zu befreien.

Zungen-Schaber und desinfizierende Mundspüllösungen tragen zur Eindämmung des Bakterienwachstums ein. Außerdem empfiehlt es sich, zweimal jährlich beim Zahnarzt eine professionelle Zahnreinigung machen zu lassen.

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